PERSONAL : Fahrer-Abstimmung mit den Füßen |
Veröffentlicht von Clemens Grün am 27.01.2009 |
"Eine ungewöhnliche hohe Zahl" von DT-Fahrern hat schon jetzt das laufende Discount-Angebot für eine Schulung bei der Konkurrenz-Vermittlung "Hansa" wahrgenommen. Es sind wohl in der Regel keine Gegner der neuen digitalen Vermittlungstechnik, die mit einem Wechel zum Datenfunk-Pionier liebäugeln. Als Gründe für den "Plan B" gelten denn auch eher die als unsicher empfundene Zukunft von "das taxi" - und eine Nicht-Informationspolitik von Vorstand und Aufsichtsrat, die zunehmend als Ärgerniss empfunden wird.
Es sind klare Worte, die aus der Schulungs-Gruppe von "Hansa-Taxi" zu vernehmen sind - Worte, die die Verantwortlichen von DT aufschrecken müssten: "Eine ungewöhlich hohe Zahl" von DT-Fahrern hat nach Angaben eines Verantwortlichen beim konkurrierenden Marktführer das laufende Fast-Geschenkt-Angebot angenommen. Ergänzend wird aus "Hansa"-Kreisen kolportiert, es hätten sich in jüngster Zeit für den Kurs bei "Hansa" "deutlich mehr DT-Fahrer als sonst" angemeldet. EUR 60,- statt der sonst üblichen über EUR 800,- sind nun fällig für den Kurs, dessen erfolgreiches Absolvieren zur Teilnahme an der Hansa-Tourenvermittlung berechtigt. Die Aktion, ursprünglich nur für den November des letzten Jahres geplant, wurde wiederholt verlängert - ein Ende ist noch nicht abzusehen. Und DT-Fahrer erfreuen sich bei "Hansa" eines guten Rufes: "Mit DT-Fahrern hatten wir bisher noch nie Probleme" hört man aus dem Vorstand und dem Aufsichtsrat von "Hansa".
Hintergrund der verstärkten Fahrerwerbung durch den Touren-Marktführer "Hansa" ist Kennern des Hamburger Taxi-Marktes zufolge ein unerwarteter Angriff des großen Konkurrenten "Taxi Hamburg" (6x6) im letzten Jahr. Während "Hansa" immer mal wieder Opfer seines großen Markterfolges wurde und seine zahlreichen Touren während der täglichen Spitzenzeiten nicht mehr immer mit der selbstverordneten Zuverlässigkeit bedienen konnte (ein Umstand, von dem bisher auch "das taxi" durch zusätzliche Touren mit "Hansa"-Kunden profitierte), hat "6x6" im letzten Jahr still und heimlich Wagen- und Fahrerzahl stark erhöht. Die Folge: "6x6" kann, zusammen mit der Mutterfirma "Taxiruf Hamburg", auch in den "Peakzeiten" mit hoher Verfügbarkeit glänzen - ein Umstand, der den bisher unangefochtenen Marktprimus alarmierte.
Die drohenden Überläufe von bisherigen DT-Fahrern zur "Hansa"-Konkurrenz kommen für unsere Funkzentrale in der Stahltwiete zur Unzeit. Derzeit bröckeln bei DT weiter die Wagenzahlen, nennenswerte Neuanmeldungen sind nicht zu erkennen - vor dem Hintergrund einer Ressionsgefahr werden sich 2009 viele Taxenunternehmer mit zusätzlichen Neuinvestitionen zurückhalten. Das Hauptargument "Einführung Volldatenfunk", mit dem neue Fahrer und Unternehmer angelockt werden sollten - das Kernstück des vor über zwei Jahren beschlossenen DT-Sanierungskonzeptes - bleibt weiter ohne Durchschlagskraft, die Einführung des Volldatenfunks im Regelbetrieb verzögert sich erneut. Eigentlich sollte nach einem gemeinsamen Beschluss von Aufsichtsrat und Vorstand vom Oktober 2008 der Regelbetrieb, nach nur einer 14tägigen Testphase, Mitte November 2008 starten. Doch klang das jetzt, nach dem verspäteteten Testbetrieb, schon wieder anders. Jüngst antwortete im DT-Internetforum Vorstands-Mitglied Mario Menzerolf auf die Frage: "Wann ist - verläßlich - mit dem Start des Regelbetriebs zu rechnen? nur vage: "Wie wäre es mit März?" Bleibt nach gemachten Erfahrungen bei DT nur die Frage: In welchem Jahr?
Angesichts einer unsicheren DT-Zukunft begreifen viele bisher loyale Fahrer den "Hansa"-Funkschein als "Plan B" - für den Fall, dass der schon stattfindende Sinkflug von DT irgendwann unumkehrbar wäre. Doch durchgreifende Änderungen in der Geschäftspolitik, eingeleitet mit einer neuen Kultur der regelmäßigen, zuverlässigen und umfassenden Information, sind bei DT auch weiterhin nicht zu erkennen.
Letzte Änderung: 03.06.2009 um 16:41
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